25.08.2014

Wodensthrone - Loss (Review)

Rustikal-erhabener Atmospheric Black Metal aus England


Was denkst du wäre passiert, wenn sich EMPYRIUM, KLABAUTAMANN und eventuell noch PRIMORDIAL zusammengeschlossen hätten, um eine neue Band zu formen? Unter Umständen wäre dabei so etwas wie WODENSTHRONE herumgekommen, denn deren Erstlingswerk "Loss" klingt wie eine perfekte Symbiose oben genannter Bands und beschreitet darüber hinaus noch eigene Wege: herausgekommen ist nämlich erstklassiger atmosphärischer Black Metal mit Synthesizer-Klangteppichen, langen Instrumentalpassagen, tollen Neofolk-Parts und Texte, die sich mit Naturmystik und Heidentum befassen.

"Loss" ist symphonisch, episch, schwermütig und heavy. Doch beizeiten blitzen wunderschöne Melodien und Akustikparts durch, getragen von choralen Gesängen, begleitet von einer wahrhaft außerweltlichen und fast schon spirituellen Atmosphäre. "Fyrgenstréam" ist ein genialer Opener mit Naturgeräuschen, einem introvertierten Gitarrenspiel, Synthesizern und geflüsterten Vocals, die dir sofort das Gefühl von einem Mysterium geben, das von dir entfaltet werden will. Kurz danach bricht der Sturm über dich los, denn das nachfolgende "Leódum On Lande" peitscht dir sogleich mit Stakkatoriffs und Blastbeats die Wärme aus dem Gesicht, bis das Keyboard und die Vocals einsetzen und du gar nicht anders kannst, als dich dieser Erhabenheit hinzugeben. Das knapp 11-minütige Monstrum "Those That Crush The Roots Of Blood" ist ebenfalls ein gutes Beispiel für absolut tight gespielten und durchdachten Black Metal: Es beginnt mit fast schon chaotischem Drumming, heftigen Riffs und mit einer auf dem Album bisher noch nicht gehörten Brutalität, die sich durch fast den gesamten Song zieht und sich erst gegen Ende mittels einer Akustikgitarre zu beruhigen versucht, bis das Biest übergangslos mit dem folgenden Meisterwerk "Black Moss" abermals erwacht. Synthesizer und knackige Riffs sind übrigens die Stichwörter auf "Loss": Sie bilden das Grundgerüst aller einzelnen Songs, die einerseits mal eben schnell und erbarmungslos alles niederholzen was sich ihnen in den Weg stellt, aber andererseits auch ruhig und mysteriös sein können. Hinzu kommen das absolut exzellente Schlagzeugspiel von Drummer Hréowisan (der mal locker zehn Minuten lang einen Blastbeat halten kann, der Kerl muss ein wahres Tier sein) und Brunwulf, der mit seinem unmenschlichen Keifgesang die unheimlichen Lyrics aus den dunklen Hallen von "Loss" herausspeit.

Im Kern ist "Loss" eine Achterbahn der Emotionen, die sehr gerne von der laut/leise-Dynamik Gebrauch macht: Auf eine ruhige Akustikpassage folgt der Weltuntergang und umgekehrt. Das Ganze ist von WODENSTHRONE allerdings so genial umgesetzt worden, dass es vollkommen homogen und ungezwungen, eben wie aus einem Guss, rüberkommt - allein das ist eine Klasse für sich. 

Also ist "Loss" ein gutes Album?
Nein. Die Platte ist ein verdammtes Meisterwerk. Allerdings muss ich anmerken, dass "Loss" als Gesamtkunstwerk angesehen, beziehungsweise angehört werden sollte, da es deine Erfahrung damit unter Umständen trüben könnte. Du musst dich schon ein wenig darauf einlassen können und diese spezifische Nische des Black Metals mögen, um in den vollen Genuss zu kommen. Ähnlich wie WOODS OF DESOLATIONs "Torn Beyond Reason" ist "Loss" nämlich alles andere als "true" und konventionell.

Nichtsdestotrotz hier ein "kleiner" Anspieltipp...


Tracklist

01. Fyrgenstréam
02. Leódum On Lande
03. Heófungtíd
04. Those That Crush The Roots Of Blood
05. Black Moss
06. Upon These Stones
07. Pillar Of The Sun
08. That Which Is Now Forgotten - 597

Spielzeit: 1:09:26

WODENSTHRONE sind...

Brunwulf - Vocals
Æðelwalh - Synths, Vocals, Tin Whistle
Hréowsian - Drums, Percussion, Mouth Harp, Tin Whistle
Gerádwine - Bass
Rædwalh - Guitars, Vocals
Wildeþrýð - Guitars, Vocals


geschrieben von Jules † unstille.